Eine außergewöhnliche Aktion bildet den Auftakt zum Kunst- und Kulturfestival, das der Kulturkreis Wallauer Fachwerk vom 16. bis 18. September in der Stadthalle Hofheim veranstaltet: Der Künstler Dimitri Vojnov wird am Freitag ein Bild nach Geschichten und Musik zeichnen – danach wird das Werk für einen guten Zweck versteigert.
Wer ist der Künstler, der dem Kulturfestival gleich zu Beginn einen Höhepunkt beschert?
Dimitri Vojnov ist 76 Jahre alt, in Bulgarien geboren, seit mehr als 30 Jahren in Deutschland lebend und hier durch viele Städte gezogen, bis er Heimat und auch Ruhe im beschaulichen Ruppertshain fand. Auf dem Zauberberg, im Zentrum des denkmalgeschützten Gebäude-Ensembles, bezog er vor gut 20 Jahren ein Atelier: traumhafte Lage, der Blick durch die großen Fenster geht über den Taunus hinweg, an schönen Tagen reicht er bis nach Frankfurt.
Er ist ein vielschaffender Maler, dazu Erzähler von allerhand selbst erlebten Geschichten, ein faszinierender Unterhalter, spitzbübischer Blick, lustvoller Provokateur. Ausstellungen haben ihn durch mehrere Länder Europas geführt. Er sei “einer der bekanntesten Künstler im Rhein-Main-Gebiet”, schrieben die Zeitungen über ihn.
Sein Atelier ist vollgepropft mit farbenfrohem Acryl- und Ölgemälden, dazwischen finden sich Pastell- und Kohle-Zeichnungen, auch einige Skulpturen und Keramiken. An der Seite steht eine kleine Bar, hinten in der Ecke sein Bett. “Ich lebe hier mit meinen Bildern”, sagt er und schmunzelt, “mehr brauche ich nicht”.
In Vojnovs Bildern – 1000, vielleicht auch 2000 habe er gemalt, sagt er – spiegelt sich seine klassisch akademische Ausbildung. Seine Motive reichert er mit provokanten Szenen und gerne auch mit einer Portion Erotik an. Allenthalben sieht man Nackte, durchaus frivol, aber nie ordinär. Und immer wieder Porträts der alten Meister, die er zu seinen Lehrern erklärt, von van Gogh bis Andy Warhol. “Sie können nicht mehr wachsen, ich schon”, sagt Vojnov. Dabei blinzelt er listig-lächelnd durch seine kleinen Brillengläser: Das Spiel mit Symbolen, mit Gedanken und Worten versteht er meisterhaft, es macht ihm Spaß, ganz offensichtlich.
Ein ewig wiederkehrendes Motiv bei ihm sind Frauenköpfe, oft mit pompösem Kopfschmuck: mal ein Baguette, mal ein Krebs, ein üppiger Blumenstrauß, Zeitungskappen oder ein Vogelnest. Was will der Künstler uns damit sagen? Vojnov will gar nicht viel erklären: “Die Bilder habe ich hier” – er klopft sich mit der rechten Hand auf die Brust – “in meinem Herzen”. Die Kunst sei in ihm, komme einfach aus ihm heraus, sei manchmal Ergebnis realer Erlebnisse und immer durchsetzt von seiner Phantasie.
So sind auch seine Erzählungen, die in Buchform erschienen sind und die er in einem Profistudio auf CD aufnahm. Einige dieser Geschichten wird er in der Hofheimer Stadthalle abspielen, und dabei lässt er eine Kohlezeichnung entstehen. Was wird die zeigen? Er will nichts verraten, sagt nur: “Es beschäftigt mich seit Tagen.”
Das Werk wird anschließend durch Rolf Engelhard vom Stiftungsrat der Bürgerstiftung Hofheim versteigert, der Startpreis liegt bei 100 Euro. Gehofft wird natürlich auf eine rege Beteiligung: Der Erlös geht an die Ukraine-Hilfe.
Das Happening findet im Rahmen der Vernissage statt, mit der das Kunst- und Kulturfestival eröffnet wird. Beginn ist am Freitag, 16. September, um 18 Uhr in der Stadthalle.
Kurz-Info zum Kunst- und Kulturfestival
Das Kunst- und Kulturfestival des Wallauer Fachwerk Kulturkreis e.V. beginnt in der Hofheimer Stadthalle am Freitag, 16. September, um 18 Uhr mit einer Vernissage.
Am Samstag und Sonntag, 17. und 18. September, geht es von jeweils 11 bis 18 Uhr weiter: Neben einer großen Ausstellung, an der sich auch befreundete Kunstvereine aus Kelkheim, Oberursel und Schwerin beteiligen, treten Musikgruppen und Chöre auf, zudem finden Lesungen, Vorträge und ein Workshop statt. Der Eintritt ist frei, lediglich der Besuch der Lesungen kostet 3 bzw 2 Euro.
Das Festival-Programm kann auf der Webseite des Kulturkreises heruntergeladen werden (hier).
Das Bild ganz oben zeigt Dimitri Vojnov mit einem Bild, das zur Flüchtlingskrise entstand.